Voltigieren als Turniersport


Turniermäßig betrieben, ist Voltigieren ein anspruchsvoller Leistungssport, der den Sportler in Hinsicht auf Gleichgewicht, Kraft, Körperspannung, Beweglichkeit, Kondition, Rhythmusgefühl, Vertrauen, Mut und Kreativität fordert.

Bewertet werden die Leistungen der einzelnen Starter von mehreren Turnierrichtern, die um den Wettkampfzirkel verteilt sitzen.

Es gibt drei Wettkampfdiziplinen: Einzel-, Doppel- und Gruppenvoltigieren. Die Gruppen bestehen aus acht (Leistungsklassen A, L und M) oder sechs Mitgliedern (Leistungsklassen S und Junior) und einer Ersatzperson. Das Doppel wird teilweise auch strikt als gemischt-geschlechtliches Pas de deux ausgeschrieben. Auf Championaten wird bei den Einzelwettbewerben nach Geschlechtern getrennt gerichtet.(...)

 

Organisation

Das Voltigieren wird trotz der sportlichen Nähe zum Kunstturnen oder Ballett nicht als Turnsportart, sondern als Pferdesportart vertreten. Internationaler Dachverband ist die International Federation of Equestrian Sports (FEI). In Deutschland nimmt die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) die Vertretung wahr bzw. die jeweilige Landeskommission des Pferdesportverbandes. Innerhalb der FN wird Voltigieren von dem Fachbereich Jugend betreut, der u. a. für die Ausstellung von Voltigier- und Longenführerausweisen sowie für die Turnierergebnisse zuständig ist. In Österreich wird das Voltigieren durch den Bundesfachverband für Reiten und Fahren in Österreich (FENA) vertreten, in der Schweiz durch den Schweizerischen Verband für Pferdesport (FNCH) bzw. den Schweizerischen Voltige-Verband.

 

Turniere, Meisterschaften

In Deutschland findet jährlich eine große Anzahl von Voltigierwettkämpfen statt: Innerhalb der Landesverbände gibt es die von den Vereinen ausgerichteten Turniere auf Bezirks- oder Kreisebene sowie die jeweiligen Landesmeisterschaften.

Überregionale Meisterschaften sind:

  • die Süddeutschen Meisterschaften der Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saar, Sachsen und Thüringen
  • die Norddeutschen Meisterschaften der Landesverbände Berlin-Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hannover, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein u. Weser-Ems und
  • der 5-Länder-Vergleichskampf zwischen den Landesverbänden Hessen, Saar, Rheinland, Westfalen und Rheinland-Pfalz

Die wichtigsten Wettbewerbe auf nationaler Ebene sind die Deutschen Meisterschaften (DM), die Deutschen Jugendmeisterschaften (DJM), welche erstmals nach Änderung der LPO 2008 stattfanden, sowie der Preis der Besten. Den einzigen bundesweiten Wettbewerb für L-Gruppen stellt der 2001 erstmalig ausgetragene C-Team-Cup dar. Analog zu diesem wurden 2009 der M-Team-Cup und der Doppelcup eingeführt, um Achtergruppen und Doppelvoltigierern eine Möglichkeit zum bundesweiten Vergleich zu bieten. Seit 2010 werden im Rahmen der Deutschen Meisterschaften auch die Bundessieger im Doppelvoltigieren ermittelt.(...)

Auf internationaler Ebene werden Concours de Voltige International (CVI) und, jeweils im abwechselnden Zweijahresrhythmus, Europa- und Weltmeisterschaften ausgetragen. Die Europameisterschaften der Junior-Voltigierer gibt es seit 2005, die der Doppelvoltigierer seit 2009 . Da in beiden Disziplinen bisher keine Weltmeisterschaften veranstaltet werden, finden sie jedes Jahr statt.(...)

 

Leistungsklassen

Einzelvoltigierer und Gruppen werden im Turniersport ihrem Niveau entsprechend in Leistungsklassen eingeteilt. Diese unterscheiden sich vor allem in den an Pflicht und Kür gestellten Anforderungen. 2008 erfolgte in Deutschland eine Neueinteilung der zuvor alphabetisch kategorisierten Leistungsklassen: Die niedrigste Leistungsklasse D wurde zu A, LK C zu L, LK B zu M*, LK A wurde zu M**. Neu sind die Leistungsklassen S (dem Spitzensport vorbehalten) und Junior, die nach internationalem Reglement ausgeschrieben werden. Beim Einzel-Voltigieren unterscheidet man die Leistungsklassen M und S sowie Nachwuchs. Beim Doppelvoltigieren gibt es keine Leistungsklassen.

Ein Aufstieg in die nächsthöhere Leistungsklasse richtet sich nach bestimmten Qualifikationsnoten, die mindestens dreimal während der laufenden oder der vergangenen Saison erreicht werden müssen, bei der vierten Aufstiegsnote muss das Team dann aufsteigen:

Leistungsklasse A nach L: Wertnote 5,0

Leistungsklasse L nach M*: Wertnote 5,5

Leistungsklasse M* nach M**: Wertnote 6,5

Leistungsklassen M**/Junior nach S: Wertnote 7,0

Breitensportliche Wettbewerbe werden oft in den folgenden Anforderungsklassen angeboten (Gangarten: Pflicht - Kür): Galopp - Galopp, Galopp - Schritt, Schritt - Schritt. Zudem gibt es in NRW auch noch die Abteilung E.

In Österreich orientiert sich die Kategorisierung der Leistungsklassen, ähnlich wie in Deutschland, an den Bezeichnung anderer Reitsportdisziplinen: Im Gruppenvoltigieren existieren die Klassen A, L, S 1* und S 2*, im Einzelvoltigieren die Klassen A, L, M, S 1* und S 2*. In der Schweiz bestehen im Gruppensport nach wie vor die Leistungsklassen A, B, C und D. Zusätzlich gibt es die Klassen N und Junior. Schweizer Einzelvoltigierer werden in die Leistungsklassen A, B und Junior untergliedert. (...) 

 

Turnierstart

Die Anzahl der Richter unterscheidet sich mit der jeweiligen Ausschreibung der Voltigierwettbewerbe, üblich sind allerdings bei Turnieren, die nicht auf Meisterschaftsniveau stattfinden, drei Richter (Richter A, Richter B und Richter C). Bei nationalen und internationalen Meisterschaften sowie bei CVI 2* und CVIO werden bis zu sechs Richter eingesetzt.

Die eigentliche Vorführung auf dem Pferd wird bei einem Voltigierturnier von dem Ein- und Auslaufen der Starter mit Richtergruß umrahmt: Voltigierer, Longenführer und Pferd laufen im Gleichschritt zu Musik in den Turnierzirkel ein, stellen sich vor Richter A auf und grüßen diesen. Das Pferd läuft im Trab. Nach dem Richtergruß stellen sich die Voltigierer am Rand des Zirkels auf.

Um sichergehen zu können, dass das Pferd nicht lahmt, muss der Longenführer es nach Weisung des Richters mindestens eine Runde vortraben lassen. Liegen Störungen des Gangbilds vor, so ist Richter A verpflichtet, die Starter „abzuklingeln“, d. h. von dem Wettbewerb auszuschließen. Andernfalls wird das Pferd auf der linken Hand angaloppiert und der erste Voltigierer läuft an.

Eine Leistungsprüfung besteht in der Regel aus einem Pflicht- und Kürteil, die zu Musik geturnt werden. Die Pflicht setzt sich aus einer vorgeschriebenen Reihenfolge bestimmter Figuren zusammen, die jedes einzelne Gruppenmitglied nacheinander vorführen muss. Die daran anschließende Kür beinhaltet eine frei zusammengestellte Abfolge von Übungsteilen. Je nach Ausschreibung können Pflicht und Kür auch in getrennten Durchgängen gezeigt werden. In diesem Fall kann nach deutschem Reglement im zweiten Durchgang vor der Kür eine sogenannte Kurzpflicht verlangt werden. Das Programm endet mit erneuter Grußaufstellung vor Richter A und dem Auslaufen der Starter im Trab. Die Musik darf frei gewählt werden. In den Leistungsklassen A und L ist allerdings der Einsatz von Vokalmusik untersagt.

 

Bewertungssystem

Die Wertnoten rangieren beim Voltigieren im Bereich zwischen 0,0 (niedrigstes Ergebnis) und 10,0 (bestes Ergebnis). Die Gesamtnote eines Starters oder einer Gruppe errechnet sich als Mittelwert aus den Bewertungen der Richter.

In die Bewertung fließen, je nach Leistungsklasse, Wettbewerb, Ausschreibung und Disziplin, folgende Elemente ein:

Pflicht (Einzelnoten für sechs bis acht Übungen)

Technik (Einzelnoten für fünf Technik-Elemente, Gestaltung und Ausführung)

Kür (Einzelnoten für Schwierigkeit, Gestaltung und Ausführung)

Gesamteindruck (Punktvergabe für Ein- und Auslaufen, Grußaufstellung, Aufmachung der Gruppe)

Pferdenote (Punktvergabe für Pferd und Longenführer)

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